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„Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin,
weder von der Macht der anderen,
noch von der eigenen Ohnmacht
sich dumm machen zu lassen“

Theodor W. Adorno












 
 
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"What gives humans access to the symbolic domain of value and meaning is the fact that we die."

Régis Debray












 
 
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Blindheit
Ein alter Stein auf dem Boden.



Dieses Säulenkapitell liegt in dem von Herman Prigann ab den 1990er Jahren im Rahmen der IBA Emscherpark gestalteten "Skulpturenwald Rheinelbe" auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Rheinelbe in Gelsenkirchen Ückendorf.

Aus allerlei teils wuchtigen Resten und Relikten des Montanzeitalters im Ruhrgebiet, Beton und Stahl, von hier und dort zusammengetragen, schuf der Land-Art-Künstler Prigann sukzessive bis kurz vor seinem frühen Tod eine Reihe größerer und kleinerer Skulpturen und Raumgestaltungen, teils wild im Gelände verstreut, deren prägnanteste die auf der Haldenkuppe stehende "Himmelsleiter" ist.

Diesen Skulpturenwald erlaufe ich sicher schon seit 15 Jahren. Ich kenne das Gelände und die darin befindliche Kunst "wie meine Westentasche". Einmal habe ich auf Anfrage sogar eine Führung gegeben. Viel meines Wissens stammt dabei von Prigann selbst, der vor Jahren ebenfalls durch "seinen Wald" führte und einiges von der Enstehung der Kunstwerke erzählte.

Das obige Säulenkapitell z.B. hatte er ursprünglich richtig herum auf eine Säulenspitze gesetzt. Rund um die Säule gab es Sitzgelegenheiten. Allerdings hielt das alles nicht lange vor. Über Nacht stürzten Unbekannte die Säule um. Vandalismus (ohne dabei dem alten germanischen Volksstamm zu nahe treten zu wollen) war für Prigann, einen im öffentlichen Raum arbeitenden Künstler, immer ein Thema. Er konnte es von seiner Arbeit nicht trennen und musste bei allem, was er tat, die anonymen Zerstörwütigen im Hinterkopf behalten, ein ewiges "Katz-und-Maus-Spiel". Er nahm es sportlich und gestaltete seine Skulpturen so schwer und so unzerstörbar wie nur möglich. Diese Säule allerdings richtete er nicht wieder auf, es hätte keinen Sinn gehabt. Stattdessen ließ er das Kapitell einfach umgedreht dort liegen. So liegt es bis heute.

Das obige Foto stammt von 2001. Ich habe das Kapitell seitdem ungezählte Male gesehen, auch im Rahmen meiner Führung wies ich darauf hin.

Aber erst heute, als ich mit veicolare dort spazieren ging, machte ich zum ersten Male ein Foto aus der Froschperspektive:




Und da fiel mir plötzlich etwas auf.
Der Stein hat ein Gesicht! Da rechts. Ein bärtiger Wichtel, der wohl einen Kohlenwagen schiebt.
So sieht das von oben aus:





Und auf den anderen Seiten des Steines geht's weiter.
Noch eine Figur und etwas, das an eine Grubenlampe erinnert:






Und hier der dritte im Bunde, moosbebartet und den Stiel einer Schaufel oder etwas ähnlichem haltend:





Und noch einen vierten Wichtel hat es gegeben, der allerdings komplett abgeplatzt ist, nur zwei Beinstummel erinnern an ihn.



Solche Darstellungen romantischer "Bergmanns-Wichtel" waren übrigens im Ruhrgebiet der Gründerjahre, also um 1900 herum, gar nicht selten. Hier mal ein schönes Beispiel einer Stuck-Gestaltung über einem Ladeneingang, ebenfalls in Gelsenkirchen:




Tja, was soll man sagen. Da glaubt man etwas seit vielen Jahren bestens zu kennen, und dann bemerkt man, wie blind man all die Zeit gewesen ist. Oder um den Judas aus den kommenden Gelsenkirchener Passionsspielen zu zitieren: "Die Menschen sind immer blind zu sehen, was wirklich ist, sehen nur, was vor Augen ist."

Augen auf!













 
 
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Die Dachstube



Ganz oben.
Weiter Ausblick.
Echtes Sonnenlicht.

Diese Küche lag lange im Schlaf. Jetzt koche ich hier.
Sehr einfach, sehr lecker, nur so wie es braucht. Bei veicolare gelernt.

Die Küchenzeile ist praktisch, auch der "Kochhocker".
Die Stühle dagegen unglaublich unbequem. Die brauchen dringend noch eine Kissenauflage. Kommt alles.

An die freie Wandschräge noch etwas aufhängen? Ein Plakat? Diverses stünde zur Auswahl.
Oder sie einfach weiß lassen? Man muss Ballance halten.

Schon über sieben Tage quasi allein. Kontakte nur marginal und ruhig.
Kaum ein Wort mit jemandem gesprochen, ein Telefonat in der ganzen Zeit.

Diese Ruhe. Sich langsam ausbreitende Lösung, Entspannung.
Viel Schlaf, lange Zeit. "Vertane" Zeit. Selber sein.

Dabei bin ich nicht etwa "auf Urlaub", was für eine Kategorie. Ich arbeite parallel weiter.
Läuft gut. Freiheit statt Freizeit.












 
 
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lol my thesis
Der 2013 von Angela Frankel gestartete Blog "lol my thesis" ruft Universitätsabsolventen dazu auf, die Ergebnisse ihrer Abschlussarbeiten, oft das Resultat langwieriger Bemühungen, in einem Satz auszudrücken. Twitterkonform.

Wider die Fachsprache - für das Verstehen. Die Ergebnisse reichen von hilarious bis intriguing. Das ist Wissenschaft auf den (oft verblüffenden) Punkt gebracht, offenbart aber immer wieder auch den Wahnsinn des Wissenschaftsbetriebes.

Das Ergebnis einer epidemologischen Arbeit mit dem Titel:
"Prevalence and risk factors for antibiotic-resistant Acinetobacter baumannii colonization among high-risk patients in nursing homes”
wird beispielsweise zusammengefasst mit:
"People who are already sick tend to get more sick, who’da thunk"

Ein Untersuchung zum Thema:
"Linguistic Analysis and Understanding During the Formation of Nationalist Movements."
gipfelt in der Erkenntnis:
"It’s important to be able to talk to each other if you want to start a revolution."

Eine Arbeit mit dem Titel:
"Sharing is Caring, but Stereotypes Make Money: How Commercial Content Affects Boys’ Perceptions of Gender Appropriate Toys"
findet heraus, dass:
"Kids are super confused because we tell them to share toys but the media won’t let them."

Und jemand, der International Studies an der Universität von Kentucky belegt hatte, fand im Rahmen seiner Arbeit:
"Ich Bin Deutsch: A Look into the Marginalization of Turkish-German Youth in Post-Reunification Germany"
heraus:
"Germany is still kinda racist (but against Turkish people this time)"

Und ein Molekularbiologe vom Cold Spring Harbor Laboratory beschreibt seine Arbeitsergebnisse mit dem Satz:
I cured mice of the cancer that I gave them.

http://www.lolmythesis.com












 
 
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"Herz und Mund und Tat und Leben"
Eine Kantate von Johann Sebastian Bach
BWV 147

Aufgeführt vom Amsterdam Baroque Orchestra & Choir
unter Leitung von Ton Koopman

Hier die Texte dazu: KLICK














 
 
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Programm
"Für alle auf Wunsch täglich Lunapark, Sportfliegen, Jazzband, Eleganz, Chaplin und Schneeschuhlaufen - außerdem dann und wann Weltreisen und nötigenfalls Kuren - ist n i c h t minder wichtig als saubere Straße, großzügige gesunde Wohnung.
Und alles bei zwei- oder vierstündiger Arbeitszeit: es wird erreicht durch restlos zweckmäßige Organisation der Erde. Das bedingt die elementare Umbildung des gesamten Lebens in der Richtung der Klarheit - Ordnung - äußerste Ökonomie."


Werner Graeff (1901-1978)












 
 
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Kracks!

Erster Eissturz seit Jahren.

Tückische Eisschicht unter Schnee verborgen.

Landete vergleichsweise sanft
auf dem biegsamen Gestänge des Foto-Stativs.

Es zerlegte sich dabei in sauber gebrochene Einzelteile.

Symptomatisch?












 
 
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What Does Sound Look Like?
Schlieren flow visualizations
explained by Adam Cole














 
 
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"Let us have peace"

Ulysses S. Grant, Trinker, Truppenschlächter, Mordbefehler, Generalleutnant, Oberbefehlshaber, General of the Army - im Leben unscheinbar und wenig erfolgreich, im Kriege dagegen "glänzend".

Der obige Satz machte ihn zum Präsidenten der USA und steht bis heute an seinem pompösen Mausoleum. Seine Amtszeit - durchzogen von Affären und wohl gut gemeinter aber gescheiterter Politik. Auf seine alten Tage noch bankrott, gerettet nur durch das Schreiben seiner Memoiren. Das Kettenrauchen gab ihm schließlich den Rest.

Er ist nur einer der "großen Amerikaner". Die Geschichte der historisch gesehen noch jungen USA ist voller glänzender Männergestalten auf Geldscheinen, deren Namen Grundschüler bis heute immer wieder auf's Neue durchbuchstabieren.

Liest man jedoch ein wenig nach, entdeckt man fragwürdige Gestalten, hinterlistige Brutalos, Typen, die sich ihren Weg bahnten, Alphatiere mit allzu menschlichen Fehlern. Immer wieder gibt's da auch Lichtblicke, große Gedanken und gute Sätze. Doch genau betrachtet würde man keinen von ihnen ernsthaft als historische Vorbildfigur akzeptieren wollen.

Die Amerikaner erhalten sie sich bis heute als genau solche. Schon allein in Ermangelung anderer. Glücklicherweise ist das Internet, namentlich Wikipedia, diesbezüglich unbestechlich.