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07 05 Eine Schwierigkeit beim Schreiben von Hörspielen
Aus der Werkstatt von Günter Eich:
"Es ist keine Pause möglich Pause: Die Szene ist zu Ende es beginnt etwas Neues Die Person, die nicht spricht, ist nicht da. Kein stummes Spiel wie auf dem Theater. Entscheidende Szenen, ohne daß ein Wort gesprochen wird. Aber zum Dialog gehört die Pause, zum Sprechen gehört das Schweigen. Muß also ein Hörspiel geschwätzig sein, einfach schon nach seinen dramaturgischen Grundgesetzen? Ich muß also schreiben, daß die Worte das Schweigen einschließen, d. h., es muß zwischen den Zeilen ebensoviel geschehen wie in den Zeilen. Das, was für mich Sprache ist Sprache beginnt, wo verschwiegen wird. Es gibt eine aussprechende Sprache und eine verschweigende Sprache. Das Aussprechen geschieht nicht nur als Mitteilung, als Zeitungsnachricht, es geschieht auch in der Literatur. Es gibt sogar Gedichte, bei denen der Raum zwischen den Zeilen leer ist. Die Sprache, die ich sprechen möchte, müßte verbergen. Leider weiß ich, daß ich diese Sprache nicht immer spreche, daß sie mir nicht immer gelingt." 1962 Aus: Günter Eich, Werke IV, S. 306 f.
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